Titanic und Tiroler Tradition


Kolpingsfamilie Berchtesgaden auf Entdeckungsreise

Berchtesgaden/Rosenheim/Wörgl – Einen abwechslungsreichen Ausflug erlebte die Kolpingsfamilie Berchtesgaden kürzlich. Die Reise führte zunächst zur beeindruckenden Titanic-Ausstellung im Lokschuppen Rosenheim und anschließend zur traditionsreichen Firma Stapf nach Wörgl.

Geschichte zum Anfassen im Lokschuppen

Im Ausstellungszentrum Lokschuppen tauchte die Gruppe in die faszinierende Welt der Titanic ein. Die Ausstellung, die noch bis Januar 2026 läuft, zeigt über 300 Originalexponate vom legendären Schiff und ordnet die Katastrophe von 1912 präzise in ihren historischen Kontext ein. Beeindruckend war für die Besucher, dass die Ausstellung weit über die reine Schiffsgeschichte hinausgeht. „Sie beleuchtet die gesellschaftlichen Verhältnisse der frühen 1910er Jahre, die technischen Innovationen der Epoche und die dramatischen Schicksale der Passagiere – vom Millionär bis zur Auswandererfamilie“, zeigte sich Jens Bönsch beeindruckt.

Die Führerin verstand es meisterhaft, Jung und Alt gleichermaßen für das Thema zu begeistern. Mit Originalbauplänen, Passagiergeschichten und einer immersiven Video-Inszenierung des Untergangs wurde die Geschichte lebendig. Die Gruppe erfuhr vom unerschütterlichen Glauben an den technischen Fortschritt jener Zeit, aber auch von der Zerbrechlichkeit menschlicher Pläne.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging die Fahrt weiter über die Grenze nach Tirol.

Handwerk und Nachhaltigkeit bei Stapf

In Wörgl erwartete die Berchtesgadener ein besonderer Empfang: Kathrin Proft, Firmeninhaberin aus Berchtesgaden, hatte die Kolpingsfamilie persönlich in ihr Unternehmen eingeladen. Die Firma Stapf steht für eine bemerkenswerte Geschichte. Seit 1958 werden hier am Standort in Wörgl hochwertige Walk- und Strickstoffe produziert – eine Tradition, die in Zeiten globalisierter Produktion selten geworden ist.

Bei der Führung durch die Produktionsstätte, die sich hinter dem Verkaufsraum erstreckt, öffneten sich den Besuchern die Augen. Hier wird noch auf Rund- und Flachstrickmaschinen gestrickt, die teilweise seit 80 Jahren zuverlässig arbeiten. Die Gruppe wurde Zeuge, wie viel Arbeit und Knowhow in der Herstellung steckt. Das Garn wird gestrickt und anschließend nur mit reinem Wasser in großen Walktrommeln gewaschen und gewalkt – ganz ohne Chemikalien oder Weichmacher.

Ein besonderer Aspekt faszinierte die Besucher: Die historischen Maschinen werden längst nicht mehr produziert. Es handelt sich um richtige Oldtimer, deren Instandhaltung und Reparatur eine ständige Herausforderung darstellt. Dass diese Technik noch heute im Einsatz ist, zeugt vom handwerklichen Können des Teams und der Philosophie des Unternehmens, das bewusst auf Nachhaltigkeit und regionale Produktion setzt. Die verwendete Wolle stammt von Familienunternehmen aus Österreich, Portugal und der Toskana. Die Baumwolle ist bio-zertifiziert.

Nach der eindrucksvollen Führung lud Kathrin Proft zu einer deftigen Tiroler Jause ein. Bei Speck, Käse und Brot kamen die Teilnehmer ins Gespräch über das Gesehene. Martin Kienast vom Leitungsteam bedankte sich herzlich bei Kathrin Proft für die Einladung und die wertvollen Einblicke in die Produktion. Danach blieb noch Zeit zum Stöbern im Verkaufsraum. Die Möglichkeit zum Einkauf wurde rege genutzt – viele nahmen ein Stück Tiroler Handwerkskunst mit nach Hause.

Die Kolpingsfamilie Berchtesgaden blickt auf einen gelungenen Ausflug zurück, der Geschichte und Handwerk, Vergangenheit und nachhaltige Zukunft miteinander verband. „Der Ausflug war generationenübergreifend für alle von 12 bis 82 Jahren interessant und bereichernd“, resümierte Maria Schmidt vom Leitungsteam.

Martin Kienast

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